Kenne deinen Leser! Benutze starke Verben! Mache dich nicht mit einer Sache gemein! Die Gebote des geschriebenen Zeitungsartikels stehen seit Jahrzehnten in jedem Journalistenhandbuch. In Zeiten sterbender Print-Marken können geneigte Redakteure mit ihren Fähigkeiten ein neues Feld erobern: Konversion und Umsatzoptimierung im E-Commerce durch die richtige Wortwahl.
An der Spitze der investigativen Journalisten dünnt sich die Luft so schnell aus wie die regionale Zeitungslandschaft. Oder deutlicher gesagt: 99% recherchieren und schreiben sich keinen Pulitzerpreis ins Bücherregal. Alle ausgebildete Redakteure beherrschen jedoch das gleiche Kunsthandwerk: mit Sprache umgehen, immer die richtigen Worten finden.
Jüngst fielen mir im Keller die Tipps von meinem Volontariatsseminar an der Evangelischen Medienakademie in die Hände. Ich schwelgte in sanft-sehnsüchtigen Erinnerungen an die Stunden bei der ehemaligen taz-Chefredakteurin Bascha Mika oder an das desaströse Interviewtraining mit einer knallharten Berliner Politikerin, bis ein Gedanke sich urplötzlich bahnbrach:
Diese Regeln für Redakteure – die Thesen für journalistisches Schreiben – gelten fast alle auch für Conversions-Optimierung im E-Commerce.
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Der Redakteur kennt seine Verantwortung, arbeitet sorgfältig und bedenkt die Folgen seiner Veröffentlichung
Der Leser erwartet es vom Corporate-Blogger, genau wie der Kunde von den Produktbeschreibungen auf zalando.de: Sorgfaltspflicht. Wenn ich einen Text zu einem Produkt schreibe, muss ich die Verantwortung dafür übernehmen. Gerade, weil ich es – ganz wider Idealismus und Journalismus – verkaufen will.
- Wenn der Zeitungsredakteur früher Fehler machte, hagelte es Leserbriefe.
- Der Medizin-Redakteur trägt bei falschen Tipps in der Apotheken-Rundschau gar eine Verantwortung für die Gesundheit des älteren Lesers.
- Und wenn die Produktbeschreibung im Fashion- oder Möbel-Shop nicht genügend auf die Stärken und Schwächen und Eigenarten des Produktes eingeht, nutzt der Kunde die kostenlose Retoure schneller als der zalando-Postbote schreien kann. Die Verantwortung gilt also eher der Bilanz des Unternehmens – und damit natürlich den Mitarbeitern.
2. Der Redakteur kennt seine Leser
Durch Webanalyse-Tools und analytisches CRM kenne ich den Leser /Kunden auf jeder Seite und bei jedem Use Case. Die Aufgabe also: Mit welchen Worten und Inhalten befriedige ich seine Bedürfnisse? Die Herausforderung reicht hier vom Call2Action-Button up bis zur spannenden Story.
3. Wählt Sachverhalte nach Aktualität, Wertigkeit und Folgen aus
Egal, ob der Politik-Redakteur oder der Shop-Manager, die Auswahl der Themen bzw. Produkte richtet sich immer nach:
- aktueller Meldung
- einer neuen Hochrechnung
- der Jahreszeit für Winterjacken
- der Optimierung von „Hype No Sale“-Artikeln (häufig angeschaut, selten gekauft).
Die Folge ist hoffentlich Relevanz beim Leser und Kunden, die sich in häufigeren Besuchen oder mehr Umsatz aufzahlt.